 |
Alfred Tausche gratuliert Höfer zu seinem 150. Kampf. |
Boxer-Hochburg feiert 25-jähriges Jubiläum
Der Husumer Ring wird von allen Amateur-Boxern in der Bundesrepublik respektiert
Von Walter Rath (Text) und Wilhelm Bauer † (Fotos)
Die Husumer Boxer schauen in diesen Tagen auf eine 25jährige Boxtätigkeit zurück. Das ist ein hohes Alter, wenn man bedenkt, das andere Boxvereine zwar auch dieses Alter aufzuweisen haben, jedoch nur in seltenen Fällen derart aktiv über die Jahre hinweg sind wie die Husumer. Kein anderer dürfte die Vereinsgeschichte so genau kennen wie Alfred Tausche. Er berichtete uns:
Natürlich stand er nicht allein. Der unvergessene Franz Libischenski hat sofort nach dem Kriege den Husumer Boxsport wieder ins Leben gerufen. Boxer wie HoIm, Teschner und W. Krefft gehörten vom ersten Tage an zur Kernmannschaft und haben viele Siege an die Husumer Fahnen geheftet. Insbesondere Willi Krefft entwickelte sich sehr schnell zu einem Lokalmatador, der mit seinen rund. 260 Kämpfen den Husumer Boxsport weit ins Land hinausgetragen hat.
Seine Mitstreiter waren unter anderem der jetzige Sonderschullehrer Schacke, Horst Hußfeld (240 Kämpfe), Wiebers und Hansen. Kurze Zeit später stießen die Gebrüder Brodersen sowie Feddersen zum Verein, der durch sie wesentlich verstärkt wurde. Das heißt, der Verein hatte zu dieser Zeit bereits 50 aktive Boxer.
 |
Zwei Jahre nach der Gründung, 1947, gehörten dem Club vier Bezirksmeister an, Clausen, Völzke, Ringrichter Boyard, Carstensen, Hußfeldt (von links nach rechts). |
Damals war der Boxsport so verbreitet, dass zum Beispiel in Bredstedt, Niebüll, Westerland, Flensburg, Heide, Tönning und Friedrichstadt ein Boxverein bestand. Obwohl diese Vereine in näherer Umgebung Husums existierten, konnten die Husumer sie nur dadurch erreichen, dass sie von der englischen Besatzungsmacht das erforderliche Benzin erhielten. In anderen Fällen, so anlässlich eines Boxabends auf Nordstrand, kam die Begegnung nur dadurch zustande, dass die Landbevölkerung den Eintritt in Naturalien wie Speck, Eier, Brot und Kartoffeln bezahlte. Einmal, und zwar auf der Alten Freiheit im Zirkus „Belli“, wurde ein Boxkampf gegen Eckernförde aufgezogen, der zwar den Rekordbesuch von 3.000 aufwies und einen beträchtlichen Überschuss erbrachte, jedoch musste dieses Geld für die fällige Erbsensuppe ausgegeben werden.
Auftrieb für die Husumer Boxer bedeutete zweifellos, dass René Boyard mit seiner Friedrichstädter Boxabteilung sich den Husumern anschloss. Boyard übernahm unter schwierigen Umständen den Trainingsbetrieb und zwar 15 Jahre lang. Später wurde er ein in ganz Deutschland bekannter Punkt- und Ringrichter. Einen guten Freund und Mäzen fanden die Boxer in ihrem damaligen ersten Vorsitzenden Karl Hansen.
 |
Eiin Foto aus den 60er Jahren: Die Husumer Boxmannschaft vor ihrer ersten Begegnung mit Rostock. Boyard, Jacobsen, Papp, Jensen, Völzke, Bochum, Krefft, Hußfeldt, Gerstler, Schulz, Boguhn, Höfer (von links nach rechts). |
Jahrelang boxte die Husumer Abteilung in Schleswig-Holstein, bis sie sich stark genug fühlte, auch Gegner aus anderen Bundesländern, der DDR und aus dem Ausland zu verpflichten. Das war natürlich nur möglich, weil die Husumer Boxer sich auf ihren großen Zuschauerstamm verlassen konnten.
Der erste Kampf nach dem Krieg war im Gloria (Doppellinde), die nächsten in Hensens Garten. Große Kämpfe fanden auch in der Vereinsturnhalle und in der Nordseehalle statt. Heraus ragten die Staffeln aus Bremen, die Johannpeter-Staffel aus Hamm, die Kölner Boxer und bald darauf auch die DDR-Staffeln aus Wittenberge und Rostock. Viele ausländische Boxfreunde lernte die graue Stadt am Meer kennen, darunter Boxer aus Schweden, Dänemark, Holland, Irland, England, Österreich, Jugoslawien, der Tschechoslowakei, den USA und aus Rumänien.
Unvergessen ist die erste USA-Staffel, die in Husum mit 10 farbigen Boxern unter ihnen der heutige Schwergewichtsweltmeister der Berufsboxer, Joe Frazier, antrat. Bald darauf gelang es, die Kongresshalle für Boxveranstaltungen zu mieten. Nach Aussage aller fremden Boxer sei die Husumer Kongresshalle die schönste Veranstaltungsstätte, die sie je sahen.
 |
Husums Boxer wurden schon sehr früh auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dieses Foto entstand 1954 vor einem Kampf in Dänemark gegen Slagelse. Schüler, Runge, Kunze, Jensen, Carstensen, Schulz, Garbow, Boguhn, Höfer und Völzke (von links nach rechts). |
Die Husumer legten immer Wert darauf, eine gute Breitenarbeit zu leisten, weil sie auf diese Weise einen in allen Gewichtsklassen zuverlässigen Boxerstamm erhielten. Die Blütezeit des Vereins fällt in die Jahre 1955 bis 1960, als nicht weniger als 180 Boxer zum Training kamen.
Die Breitenarbeit brachte hervorragende Einzelkämpfer hervor. Zu ihnen gehört Tetzlaff, der später in den USA den Goldenen Handschuh erkämpfte, ferner Ritter, der deutscher Junioren- und Seniorenmeister wurde. Tetzlaff ist jetzt Professor für Mathematik und Geschichte an einer amerikanischen Universität. Bekannte Boxer waren auch Schertel, Völzke, Höfer, Jensen, Schulz, Papp, Schüler, Schäfer, Gerstler und Dr. Würfel.
Die Seele des Husumer Boxsports war Richard Tetzlaff, der in diesem Frühjahr verstarb. Unermüdlich betätigte er sich als guter Geist in allen Situationen. Nachfolger Schildger, der von Tetzlaff schon lange eingearbeitet worden war, starb eine Woche später als Opfer seines Berufs. Schildger war in Husum Polizeibeamter.
Seit 15 Jahren leitet Alfred Tausche die Husumer Boxabteilung. Auch Tausche gehört zu den Männern der erste Stunde, betätigte sich zunächst als Trainer und ist heute jedem Boxsportanhänger als Ringsprecher, Leiter der Veranstaltungen, Punktrichter usw. bekannt. Zurzeit trainiert den „Boxring Frisia“ Horst Hußfeldt. Er ist mit seinen Schützlingen zufrieden. Aus der jetzigen Mannschaft sind die bekanntesten Boxer Wolfgang Fischer, der von seinen ersten 50 Kämpfen 49 gewann, ferner Richard und Jens Hinrichsen, Reiner Jürgensen und der Schwergewichtler Johann Clausen.
Die Husumer Boxer würden sich freuen, wenn ihre Trainingsabende (dienstags und donnerstags ab 20 Uhr in der Knabenbürgerschule) von recht vielen besucht werden. Das Boxtraining stählt den ganzen Körper, jedoch verpflichtet es niemanden, die Boxhandschuhe anzuziehen. Wenn aber jemand Boxer werden will, muss er sich klar darüber sein, dass er sich einem harten Spezialtraining unterziehen muss. Beim Boxer kommt es nicht auf die absolute Kraft des Sportlers an, sondern auf Technik und Übersicht während des Kampfes. Entgegen anderen Sportarten stehen die Boxer unter ständiger ärztlicher Kontrolle. Auch beim Kampf sitzt ein Arzt am Ring.
Die nächste große Hürde ist der Boxkampf am Mittwoch, dem 18. November (Bußtag), gegen die Staffel von Canstanza aus Rumänien. Die Gäste werden mit mehreren Landesmeistern antreten. Husum hat sich durch Boxer benachbarter Vereine verstärkt. Unter anderem wird auch der 2. Deutsche Meister Baumgart aus Glückstadt wieder in den Ring steigen. Wie immer werden die Husumer ihr Fell so teuer wie möglich verkaufen. Die genaue Mannschaftsaufstellung wird noch bekannt gegeben. Es wird darum gebeten, Eintrittskarten im Vorverkauf (Rothgordt) zu erwerben. Geboxt wird ab 20 Uhr in der Kongresshalle. Jeder weiß, dass die Kämpfer aus den Ostblockstatten besonders gut boxen, weshalb mit spannendem Sport zu rechnen ist. |