Begrüßungsansprache des ersten Vorsitzenden, Direktor Karl Krieger, anläßlich des 40-jährigen Bestehens des HFV von 1918 am 28. Juni 1958
Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Sportfreunde, lieber 18er!
Es ist für mich eine ganz besondere Freude, daß ich in meiner Eigenschaft als Vorsitzender dieses traditionsreichen Vereins als erster vor einem so übervollen Hause sprechen und Sie herzlich willkommen heißen darf. Heute Abend wollen wir gemeinsam das 40-jährige Bestehen unseres Vereins feiern. Wir wissen, daß 40 Jahre keine Jubiläumszahl ist, aber weil wir das 25-jährige Jubiläum infolge der Kriegsereignisse nicht begehen konnten, glauben wir, mit einer gewissen Berechtigung der heutigen Veranstaltung diesen festlichen Rahmen geben zu dürfen. Auch im Berufsleben wird das 40-jährige Jubiläum gefeiert, weil es nur in den seltensten Fällen jemanden vergönnt ist, auf eine aktive berufliche Tätigkeit von 50 Jahren zurückblicken zu können, so daß wir mit der heutigen Veranstaltung den Wünschen der älteren Mitglieder entsprochen haben dürften.
Und damit, verehrte Damen und Herren, komme ich zur Begrüßung und erlaube mir, bei Würdigung und Bedeutung aller Rang- und Dienstunterschiede den hier anwesenden Gründern bzw. Mitbegründern des Vereins zuerst unseren aufrichtigen und herzlichen Willkommensgruß zuzurufen.
Wir freuen uns ganz besonders, daß diese alten, treuen Mitglieder heute Abend unter uns weilen und wir geben mit dieser Begrüßung der bescheidenen Hoffnung Ausdruck, daß sie sich - wie dereinst - im Kreise alter und junger 18er wohlfühlen mögen. Wir wissen, daß sie an den Erinnerungen ihrer aktiven Fußball-Laufbahn und ihren in den Reihen der 18er verlebten schönen Stunden hängen und daß keiner von ihnen diese Zeit aus seinem Leben streichen möchte.
Ich darf dann, verehrte Damen und Herren, zuerst unseren Ehrenvorsitzenden, Herrn Johannes Thordsen und Gattin, willkommen heißen. Ich begrüße ferner:
die Vertreter der Stadt Husum, Herrn Bürgermeister Dr. Georg Fiedler und Herrn Senator Carsten Johannsen,
den Vorsitzenden des Bezirks Nord des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Herrn Herbert Henning,
die Herren Behördenvertreter und die Herren Vertreter der Industrie- und Handelskammer, Flensburg, des Einzelhandelsverbandes und des Commerziums der Stadt Husum,
den Herrn Vertreter des Kreises-Fußballverbandes, Herrn Carsten Kock, die Herren Vertreter der Sportvereine Frisia, TSV Rantrum und TSVH von 1875
sowie die Herren Vertreter der Presse.
Sie verfährt allerdings oft sehr kritisch mit uns, aber ohne Presse geht es nicht. Wir danken den Herren für ihr Kommen und für das Interesse, daß sie uns entgegenbringen.
Ich heiße dann auch unsere Damen recht herzlich willkommen und darf ihnen dafür danken, daß sie so zahlreich erschienen sind. Vor allem wollen wir unseren Damen auch dafür danken, daß sie ihre Männer täglich ohne Murren zum Sportplatz ziehen lassen und daß sie für unseren Sport so viel Verständnis aufbringen.
Verehrte Damen und Herren, Husum war einmal eine Stadt, von der man sagte, sie sei eine Metropole, eine Hochburg des Fußballsports. Es herrschte schon vor mehr als 40 Jahren große Begeisterung für diese Sportart und bis vor wenigen Jahren fanden sich immer große Zuschauermengen auf dem jeweiligen Sportplatz ein. Selbstverständlich hat man auch in Husum im Fußball ganz klein angefangen und wenn man sich die Bilder längst vergangener Tage ansieht, dann strahlen sie wirklich eine gewisse Unbeholfenheit - wenn man nicht sagen will, eine gewisse Primitivität - aus, aber trotzdem waren auch zu der Zeit die Fußballer steht von großen Zuschauermengen umgeben.
Schon vor Gründung des HFV von 1918 ist unser Sport in Husum eifrig betrieben worden. 1906 wurde der Verein "Unitas" gegründet und meines Wissens 1911 der "FC Allemania". Man spielte damals auf der Freiheit. Wie sie zu der Zeit ausgesehen hat, vermag ich nicht zu beurteilen; als später Husum 18 auf diesem Platz seine Spiele bestreiten mußte - zuerst noch in schwarz-weißer Tracht - waren die Platzverhältnisse, insbesondere bei schlechtem Wetter, denkbar ungünstig.
Die Husumer Nachrichten haben Recht, wenn sie schreiben, daß die Mannschaften nach einem Spiel oftmals aussahen, als seien sie einem Moorbad entstiegen.
Nach dem Ersten Weltkrieg versammelten sich nun am 7. Dezember 1918 34 sportbegeisterte Fußballer im damaligen "Café Hohenzollern", dem späteren "Stadtkaffee", um einen neuen Verein zu gründen. Frühere Mitglieder der Vereine "Unitas" und "Allemania" fanden sich nach einem von Bernhard Petersen erlassenen Aufruf zusammen und hoben den "Husumer Fußballverein von 1918" aus der Taufe. Die Anfänge mögen zunächst wieder schwer gewesen sein, aber bald hatte der Verein eine schlagkräftige Mannschaft beisammen, die in spielerischer Hinsicht weit über die Grenzen unserer alten Stadt hinaus gefürchtet war. Wenn wir an den Namen Adolf "Ogge" Classen, Christoph Jensen, Rudolf "Rudi" Schubert, Franz Sülau, Peter ("Peter Schmied") Clausen, Harry Trulsen, Hans-Dietrich "Hannne-Diede" Blunck, Helmuth Pauls und Karl "Noske" Carstens erinnert werden, dann schlägt dem, der sie als Spieler gekannt hat, das Herz in alter Begeisterung für Husum 18 und man erinnert sich zu gerne der Tage, als die Kämpfe auf der Freiheit ausgetragen wurden.
Man erkannte aber doch eines Tages, daß die Verhältnisse hier nicht mehr zuträglich waren; im Interesse des Sports erstellte Husum 18 am Marienhofweg den uns so gut bekannten Tribünensportplatz. Hier hat Husum 18 bisher wohl seine schönste und größte Zeit verleben dürfen. Auf diesem Platz wurde im Jahre 1930 die erste Meisterschaft - die Nordkreismeisterschaft - errungen. Mit Spielern wie Heinrich "Henny" Hansen, Heinrich "Heini" Staack, Karl "Kalli" Schladetzky, Heinz Ockens, Ernst "Mauschi" Mißfeldt, Werner "Fritz" Lorenzen - ich kann sie hier nicht alle aufzählen - stiegen wir damals in die nächsthöhere Klasse - vergleichbar mit der heutigen Landesliga - auf. Wir konnten uns mit den führenden Mannschaften aus Flensburg, Schleswig, Heide, Itzehoe messen und mit ihnen einen regen Spielverkehr unterhalten.
Damals wurden auch Verbindungen nach Nordschleswig, Tondern, Sonderburg, Hadersleben und sogar Kopenhagen aufgenommen und große, unvergeßliche Freundschaftsspiele sind mit den Mannschaften dieser Städte ausgetragen worden.
Der Husumer Fußballverein von 1918 hat seine Bedeutung im schleswig-holsteinischen Verband immer weiter festigen können. Man spricht einfach von "Husum 18" oder im engeren Kreis nur von "18", und jeder Fußballer weiß, wer damit gemeint ist. Ein Zeichen der großen Popularität unseres Vereins.
Der Krieg hat aber auch in unsere Reihen harte, wohl kaum schließbare Lücken gerissen, und wir trauern sehr um unsere nicht zurückgekehrten und verstorbenen Sportkameraden. Der Aufbau der Mannschaft nach 1945 war daher sehr schwer und trotzdem, es gelang alles viel besser, als nach den schweren Schicksalsschlägen vorausgesehen werden konnte. Auf dem alten Platz am Marienhofweg fanden sich die treuen Anhänger des Vereins nach und nach wieder ein und man begann von neuem, die Mannschaft zusammenzustellen.
Wir verdanken es unseren Treuesten, daß der Nachwuchs bald befähigt war, die glorreiche Tradition Husum 18's fortzusetzen. Mit allen Mannschaften konnten Meisterschaften errungen werden, das heißt mit den Knaben-, Schüler-, Jugend- und Herrenmannschaften. Nach dem Kriege konnte unsere Liga zweimal Meisterehren nach Husum tragen, und zwar 1952/53 und 1954/55. Wenn wir den Aufstieg in die Landesliga auch nicht schafften, so sind diese Meisterschaften doch ein Beweis besonderer sportlicher Stärke. Erwähnung bedarf auch, daß unsere Jungmannen im Jahre 1952 die Landesmeisterschaft erringen konnten, das heißt, daß sie Schleswig-Holsteinischer Meister waren. Diese Tatsachen sind und bleiben zweifelsohne besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte. Wenn wir zur Zeit auch nicht so stark sind wie vor wenigen Jahren, so können wir doch die berechtigte Hoffnung hegen, daß wir eines Tages wieder Mannschaften mit derartigem Können zur Verfügung haben werden. Wie es im Leben ein Auf und Ab gibt, so muß man auch im sportlichen Geschehen einmal mit einem Leistungsrückgang rechnen. Wir können aber mit Optimismus in die Zukunft sehen, denn wir haben einen guten Nachwuchs. Die Meisterschaften der letzten Jahre haben das bewiesen und unsere erste Garnitur hat nach Ablauf der Spielzeit 1957/58 einen beruhigenden dritten Platz in ihrer Staffel belegen können.
Im Jahre 1952 mußten wir leider unseren Sportplatz am Marienhofweg aufgeben und hinaus in das Friesenstadion ziehen. Es ist hier eine sehr schöne und zweckmäßige Anlage entstanden, und wir werden alles daran setzen, um es uns dort draußen so heimisch wie möglich zu machen. Der Abschied vom alten Platz war jedoch sehr, sehr schwer und das Eingewöhnen auf dem neuen Platz noch schwerer. Auch scheint es, als wenn sich die Zuschauer mit den veränderten Verhältnissen nicht recht abfinden können. Trotzdem haben die rund 400 Mitglieder dem Verein die Treue gehalten. Sie scheiden sich in 120 aktive und 280 passive Mitglieder. Ich brauche hier nicht besonders zu erwähnen, daß unsere aktiven Mitglieder die Akteure auf dem Spielfeld sind. Der Erwähnung bedarf es aber, daß sich die passiven Mitglieder in diejenigen teilen, die dem Verein interessehalber angehören und in jene, die den Verein leiten und lenken, die sogenannten Funktionäre.
Verehrte Damen und Herren, ich möchte bei dieser Gelegenheit allen meinen Mitarbeitern im Verein und auch denen, die früher einmal an verantwortlicher Stelle mitgearbeitet haben, für den jahrelangen persönlichen Einsatz aufrichtig und herzlich danken und alle bitten, die ein klein wenig Interesse am Sport - insbesondere an Husum 18 - haben, sich für solche Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Ich finde, es ist eine sehr schöne Aufgabe, sich - wenn man sportlich interessiert ist - für die Jugend einzusetzen. Ich darf auch all' denjenigen danken, die dem Verein ihre großzügige Unterstützung haben zuteil werden lassen. Es sind dies vor allem die Mitglieder des Förderkreises und ganz besonders unser Ehrenvorsitzender, Herr Johannes Thordsen.
Ich möchte auch jenen Firmen recht herzlich danken, die uns besondere Spenden und Sachleistungen haben zukommen lassen. Gleichzeitig gilt unser Dank dem Kreis und der Stadt Husum für die jährlichen Beiträge zur Jugendförderung. Ferner gilt unser Dank den Landessportstellen, dem Sportförderungsausschuß, dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband mit der Bezirksstelle Nord für die uns bisher gewährte Unterstützung und das Verständnis in vielen sportlichen Fragen.
Meine Damen und Herren, sie mögen erkennen, das Husum 18 mit neun bis zehn Mannschaften in sportlicher Beziehung für die Stadt Husum zu keiner Zeit bedeutungslos gewesen ist. Der Verein hat viele Anhänger und täglich schließen sich uns neue begeisterte Sportler an. Was in unseren Kräften steht, wollen wir für die Jugendertüchtigung und allgemein für die Förderung des Sports tun. Wir wollen mit den Nachbarvereinen wie bisher in echter sportlicher Kameradschaft den Wettkampf pflegen. Nicht im Sieg allein wollen wir die Krone unserer sportlichen Betätigung sehen. Maßgebend für jedes Spiel soll in erster Linie die einwandfreie Haltung seiner Akteure sein. Wir wollen uns als faire Sportler bewegen und dabei nie vergessen, daß das Tragen der blau-weiß-roten Farben verpflichtet. Wenn wir danach unsere sportliche Betätigung ausrichten und nicht in der stumpfsinnigen Jagd nach Punkten unsere Hauptaufgabe sehen, werden wir als echte Sportler immer Anklang und Anhang finden, die mehr als Siege wert sind. Die Tradition des Vereins birgt so viel Kraft in sich, daß Husum 18 sich mit solcher Auffassung im sportlichen Leben immer wird behaupten können. In der Zuversicht, daß alle 18er stets eng zusammenstehen, wollen wir den Torbogen zum fünften Jahrzehnt vertrauensvoll durchschreiten. |