Scherenschnitte
Unser irischer Kollege O'Flaherty erhielt regelmäßig anonyme Drohbriefe. Neben wüsten Beschimpfungen wurde ihm unter Androhung fürchterlicher Dinge aufgetragen, das Pfeifen aufzugeben. Als Aufgabeort der Briefe konnte die Polizei, die sich mit dem Fall nach einer Anzeige von O'Flaherty befaßte, immer jenen Ort ermitteln, in dem O'Flaherty kurz zuvor amtiert hatte. Die Schrift des Drohbriefschreibers war aber immer dieselbe. Nicht nur die Polizei, sondern auch O'Flaherty selbst waren überrascht, als nach einigen Wochen der Aufgeber der Drohbriefe ausgeforscht wurde: Es war der Arbeitgeber des Schiedsrichters. "Ich war um das berufliche Fortkommen von ihm so besorgt", sagte der Inhaber einer Reparaturwerkstätte. "Tim hing meiner Meinung nach zu sehr am Fußballsport und achtete nicht genug auf seinen Beruf. Deshalb wollte ich ihn vom grünen Rasen entfernen."
Bekanntschaft mit dem Stadtgefängnis von Münster mußte ein deutscher Schiedsrichter machen. Bei einem unterklassigen Kreismeisterschaftsspiel wurde er nach Spielende von Fanatikern in seiner Kabine belagert. Selbst der Einsatz von Polizei konnte die aufgebrachte Menge nicht vertreiben. Der Referee aber wollte unbedingt zu seinem Auto. Da die Polizei keine andere Möglichkeit sah, den Schiedsrichter vor den Leuten in Schutz zu bringen, wurde er kurzerhand verhaftet und auf die Polizeistation gebracht. Nach drei Stunden im Kittchen hatte sich die Menge zerstreut, der Referee konnte zu seinem Auto zurück. Dort mußte er feststellen, daß alle vier Autoreifen zerschnitten waren. Ein besonderer Glückspilz, der Herr Kollege.
(Österreichischer Schiedsrichter)
Pele und seine Tricks
Edson Arantes do Nascimento, genannt Pele, sprach im brasilianischen "Museu da Imagem e do Son", dem Museum vom Ton und Bild, 4 Stunden lang und ohne jegliches Manuskript auf ein Band. Klarheit, Witz und Reichhaltigkeit seiner Ausführungen hätten so manche Politiker beschämen müssen. Pele (26), der in offiziellen Spielen mehr als 800 Tore erzielte, sagte unter anderem:
"Als ich mit meiner Tor-Produktion anfing, habe ich mit vielen Tricks gearbeitet, die heute leider alle nicht mehr ziehen. Wenn ich mich heute bücke, um den Schuh zu binden, steht ein Bewacher neben mir, als ob ich ein Strafgefangener wäre. Das kommt daher, weil ich mit diesem Trick eine hübsche Reihe von Toren erzielt habe. Wenn wir einen Eckball zugesprochen bekamen, ging ich aus dem Strafraum, kniete nieder und tat, als ob mir ein Schnürsenkel gerissen wäre. Die Abwehrspieler wandten sich ab, denn sie ahnten nicht, daß ich wie ein Sprinter im Startloch saß. Kaum schwebte der Ball herein, als ich auch schon losraste, um ihn mit einem mächtigen Sprung ins Tor zu köpfen. Man muß das natürlich üben.
Wir haben bei Santos zahllose von diesen Tricks geübt und immer einen Heidenspaß gehabt. Auch mein 'verzögerter' Elfmeter, den die FIFA inzwischen verboten hat, gehört dazu, weil es mich immer gereizt hat, das zu tun, was der Gegner nicht erwartet."
(France Football)
Disziplin
Auch nach dem Ausscheiden von Europacup-Sieger Celtic machte Manager John "Jock" Stein klar, daß ihm Disziplin wichtiger sei als der Sieg. Andere Manager könnten sich ein gutes Beispiel daran nehmen.
Celtic hat sich seit einigen Jahren nicht nur durch seinen abwechslungsreichen Fußball, sondern auch durch beispielhaftes Benehmen auf dem Feld ausgezeichnet. Leider hat dieses Idealbild durch die Ausschlüsse von Robert White "Bobby" Murdoch und James Connolly Johnstone etwas gelitten. Stein meint:
"Wer auf dem Feld keine Disziplin zeigt, ist eine Null. In keinem Match - besonders nicht bei einem internationalen Wettbewerb - darf man mit dem Schiedsrichter oder einem Gegner in Konflikt geraten, auch wenn man auf schwerste Art provoziert wird. Mangel an Disziplin bereitet mir mehr Sorgen als schlechtes Spiel. Denn es ist leichter, die Fehler eines Spielers auszumerzen als sein Temperament zu ändern. Die Folgen eines Ausschlusses sind hart, abgesehen davon, daß sie die Niederlage einer Mannschaft herbeiführen können. Bis sein Fall vor dem Verbandsgericht behandelt wird, läßt der Spieler in seinen Leistungen nach. Wird er dann noch gesperrt, geht der Zusammenhang der Elf kaputt. Dafür gibt es keine Entschuldigung."
(The Daily Telegraph)
Schiedsrichterlos
Im ständig wechselnden Gesicht des Fußballs bleibt das Los des Schiedsrichters immer gleich. Es ist kein glückliches.
Ich habe die Schiedsrichter immer bemitleidet: Im Grunde genommen ist ihre Aufgabe unerfüllbar. Wollen sie ihre Arbeit gut erledigen, müssen sie 90 Minuten lang am Ball bleiben, was enormes Stehvermögen verlangt. Gleichzeitig müssen sie wichtige und sehr schwierige Entscheide treffen - oft nach einem 100-m-Sprint. Nur jene, die 100 Meter in 10,0 zurücklegten und am Ziel gefragt wurden, was sie von der EWG halten, verstehen, was ich meine. Daneben muß er sich mit dem Grölen einer feindlich eingestellten Masse, den Mätzchen und Bemerkungen der Spieler abfinden. All das für ein paar Franken.
Schiedsrichter wissen, daß niemand sie liebt - außer ihren nächsten Verwandten. Ich sah einmal einen Schiedsrichter - von einem schmutzigen, schweren Ball gefällt - bewußtlos am Boden liegen. Als ein Trainer zu Hilfe eilte, rief einer: "Was, willst du ihn noch wiederbeleben? Begrab doch den Kerl!" Und die Zuschauer waren gleicher Meinung.
Die Stellung des Schiedsrichters im modernen Spiel ist wohl schlimmer als je. Er ist das klassische Beispiel von Verantwortung ohne Macht. Ständig wird er aufgefordert, regelmäßige Übeltäter - Leute wie William "Billy" John Bremner oder Denis Law - auszuschließen. Aber er weiß, daß die schwerste Bestrafung eine lächerliche Buße von 1200 Franken und eine kümmerliche 28-Tage-Sperre sein werden.
Aber was auch immer getan wird, um das Los des Unparteiischen zu verbessern: Nichts wird seine Stellung in der menschlichen Gesellschaft ändern. Er bleibt bei der Mehrheit der Bevölkerung unbeliebt und muß es unweigerlich für notwendig finden, mit hochgestelltem Kragen und ins Gesicht gedrücktem Hut durch die Straßen Liverpools zu gehen. Immer in der Furcht vor dem Erkannt-Werden. Er wird stets in der undankbaren Lage sein, selber Gerechtigkeit walten lassen zu müssen und keine für sich erwarten zu können.
(The Sunday Times)
Durch die Parteibrille
In Aachen haderten die Zuschauer über den Berliner Schiedsrichter Ewald Regely, der die Alemannen zeitweise klar benachteiligte. Während Münchens Trainer Albert Sing mit Unschuldsmiene erklärte: "Ewald Regely ist der regelsicherste Schiedsrichter, den ich seit meinem Aufenthalt in Deutschland kennengelernt habe." - So fügte Alemannia-Trainer Michael Pfeiffer lakonisch hinzu: "Dafür hat er auch heute vier klare Handspiele der Münchner übersehen."
(Sportbeobachter)
Schiedsrichter Relefs (Hannover) leitete vor der Pause gut, nach dem Wechsel wurde ihm der Blick - zuungunsten des VfB - durch den starken Regen getrübt.
(Sportbericht Stuttgart)
Schiedsrichter Norbert Fuchs (Hersdorf bei Bendorf) leitete zwar fehlerhaft, aber doch konsequent. Zuschauer: 12.000.
(Sportbericht Stuttgart)
Wütend war Max Merkel auch über die Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Klaus Ohmsen: "Das war doch ein Witz!"
(Fußballsport)
Rademacher (Siegen) konnte sich bei den Spielern bedanken, daß die Partie nicht ausartete.
(Fußball-Sport)
Wir meinen ...
"Unsere Elf aber scheiterte nicht am mangelnden kämpferischen Einsatz, auch nicht am spielerischen Können und an fehlendem Mannschaftsgeist, sie scheiterte an der schwachen Schiedsrichterleistung und an der ungewöhnlichen Härte der Homburger Elf. Der Schiedsrichter hätte aber schon in der ersten Halbzeit den einen oder anderen Homburger in die Kabine schicken müssen; er tat es nicht und hat nach meiner Meinung mit zweierlei Maß gemessen, und deswegen wurde das Spiel verloren."
(Solange wir noch immer in den Vereinszeitschriften Kritiken wie die vorstehende finden, werden wir kaum eine bessere Haltung der Spieler auf den Spielfeldern bekommen.)
"Man soll nicht verallgemeinern, und man soll nicht dramatisieren. Weil ein offenbar unfähiger Schiedsrichter in Montevideo 5 Spieler vom Feld gejagt hat, geht die Fußballwelt nicht unter; auch nicht weil in Wien nach dem abgebrochenen Länderkampf der ungarische Schiedsrichter ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Wären die Peinlichkeiten mehr als eine Duplizität der Ereignisse, dann bliebe einem anständigen Menschen ohnehin nichts übrig, als sich für alle Zeiten von diesen Feldern abzuwenden."
(Ist es logisch von einem unfähigen Schiedsrichter zu sprechen, wenn er notgedrungen fünf Spieler vom Spielfeld schicken muß?) |