Rückblick auf 70 Jahre Husum 18
Sehr geehrte Damen und Herren liebe 18ner,
ich bin vom Vorsitzenden Walter Lorenzen gebeten worden, einen kleinen Rückblick über die Vereinsgeschichte von Husum 18 zu halten. Ich will dieses gerne tun. Denn ich kann ja doch einen kleinen Teil der 70jährigen Vereinsgeschichte mit meiner 20jährigen Tätigkeit als 1. Vorsitzender von Husum 18 abdecken.
Wir feiern heute den 70. Geburtstag von Husum 18 und stellen dabei fest, daß es sich rückblickend um einen traditionsreichen Verein handelt. Am 7.12.1918 trafen sich im "Hohenzollern" (späteres Stadtkaffee) auf Einladung von Bernhard Peterwen 35 ehemalige Mitglieder der Husumer Fußballvereine "Unitas" und "Allemania" zur Gründung eines neuen Fußballvereins. Alle erklärten dem neuen Verein beizutreten. Als Vereinsname wurde nach Abstimmung "Husumer Fußballverein von 1918" festgelegt. Bereits im Januar und Februar 1919 konnten weitere 72 Mitglieder aufgenommen werden. Die Aufnahmegebühr betrug 1,- DM und der monatliche Beitrag wurde ebenfaIls mit 1,- DM festgelegt.
Viele Namen der ersten Stunde kann ich aufführen, die später für Husum 18 entscheidend die Weichen gestellt haben. Es waren Bernhard Petersen, Okke Classen, Hanne Dide Blunk, Johannes Thordsen, Friedrich Töllner, um nur einige zu nennen aus der großen Zahl derer, die sich für Husum 18 einsetzten.
Es wurde zunächst auf der Freiheit gespielt. Die Freiheit ist jetzt im Schloßgarten vor der Kongreßhalle mit einbezogen. Damals hat sich Johannes Thordsen auch nicht träumen lassen, daß er später dort das Thordsen Hotel mit der Kongreßhalle erbauen würde.
Aber nun zurück zum ersten Spiel gegen Heide 05. Peter Mey war es, der das erste Tor für Husum 18 schoß, auch wenn das Spiel 1:7 verloren ging. Im nächsten Spiel gegen Germania Meldorf gab es schon mit 19:0 einen Rekordsieg.
Es wurde am Ochsenkamp und sogar im Schobüller Watt gespielt. Spielte man auf der Freiheit, und es hatte geregnet, mußte die gesamte Mannschaft vor dem Spiel mit dem Besen antreten, um die Pfützen auseinanderzufegen. Wer keinen Besen hatte, stellte die Tore auf, die nach dem Spiel wieder abgebaut wurden. Einen Platzwart gab es nicht.
Spielte man in Flensburg, hieß es für den Spielführer um 3.30 Uhr morgens aufzustehen. Er mußte einige unsichere Kantonisten von der Mannschaft wecken, um um 5.13 Uhr den Zug nach Flensburg zu bekommen. Nach zwei Stunden Aufenthalt in Jübeck trat die Mannschaft mittags in Flensburg ein. Spät am Abend war man wieder in Husum. Es verstand sich von selbst, daß die Fahrt selbst bezahlt und für arbeitslose Kameraden das Geld für die Fahrt gesammelt wurde.
Da die Spielverhältnisse auf der Freiheit nicht die besten waren, bemühte der damalige Vorstand sich um einen vereinseigenen Sportplatz. Im Oktober 1925 war es dann soweit. Die Einweihung des neuen Sportplatzes am Marienhofweg wurde vom damaligen Bürgermeister der Stadt Husum, Mensching, vorgenommen. Ein reichhaltiges Programm mit Fußballkämpfen, Geher-Wettkampf, Boxkämpfen der Boxabteilung von Husum 18 fand während des ganzen Tages statt. Bei gutem Wetter wurde der neue Sportplatz von 1.500 Personen besucht.
In den nächsten Jahren nahm der Fußball bei Husum 18 einen gewaltigen Aufschwung. Aus dieser Zeit könnte viel besser Karl Krieger berichten, denn er spielte in der Mannschaft mit, die 1930 erstmals Nondkreismeister wurde.
Nach und nach wurde dem Verein eine Männer- und Frauenhandballabteilung, Tischtennis und eine Faustabteilung angegliedert.
Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Jugendabteilung durch Obmann Werner Rusbült.
Ganz besonders wurden auch die freundschaftlichen Bande nach Nordschleswig und Dänemark gefestigt. Man spielte gegen Tonder, Sonderburg, Hadersleben und auch gegen Kopenhagener Mannschaften.
Aber auch an Leichtathletikveranstaltungen nahm man teil. Wie Bernhard Petersen aus vergangenen Tagen erzählt, schickte er zu solcher Veranstaltung nach Heide die gesamte erste Fußballmanschaft. Hanne-Diede Blunk gewann auf Anhieb den 100 m Lauf, den Weitsprung, das Diskuswerfen und den Dreikampf. Die 4 x 100 m Staffel mit Blunk, Oldach, Helmut Pauls und Hannes Hartmann lief Weltrekord nach der gestopten Zeit. Sie blieben es allerdingst nur fünf Minuten. Das Nachmessen der Bahn ergab, daß nur 4 x 70 m gelaufen wurden. Bei den Bezirksmeisterschaften in Itzehoe wurde Hanne-Diede Blunk Bezirksmeister im Diskuswerfen. Die anschließende Vorführung der "Tönenden Wochenschau" im Kino zeigte Hans Blunk bei seinen Meisterwürfen - eine Sensation.
Ab 1931 hielt der Spielausschuß seine Zusammenkünfte im Handwerkervereinshaus in der Süderstraße ab. 1934 übersiedelte der Verein ganz in das Handwerkervereinshaus. Unser verehrter Vereinswirt, Markus Nehlsen, ließ es sich nicht nehmen, die Trainingsabende selbst zu leiten. Marcus Nehlsen, der 1953 dem Verein 30 Jahre angehörte, hat in dieser langen Zeit zusammen mit seiner Frau (genannt "Tante Mimi") den 18ern manchen unschätzbaren Dienst erwiesen.
Über viele Begebenheiten und Namen aus der damaligen Zeit könnte ich noch berichten, aber das würde den Rahmen meines Vortrages sprengen.
In den 30er Jahren erlebte Husum 18 einen großen Aufschwung auf dem Tribünensportplatz am Marienhofweg.
Und auch während der Kriegsjahre im 2. WeItkrieg wurde unter schwierigen Verhältnissen der Spielbetrieb aufrecht erhalten. So manches Mal ist Bernhard Petersen zum Bahnhof gelaufen, um Urlauber zu entdecken und sie dann für das kommende Spiel in die MannschaftsaufsteIlung mit einzubauen.
Nach dem Kriege fanden sich sofort wieder Männer bereit, den Sportbetrieb bei Husum 18 wieder aufzunehmen. Bald rollte der Ball wieder, und Husum 18 gelang schon nach kurzer Zeit der Aufstieg in die Landesliga Schleswig-Holsteins. Zu dieser Zeit erlebte der "Marienhof" wohl mit eine seiner größten Zeiten. Es wurden viele Freundschaftspiele ausgetragen. Als 1948 TuS Neuendorf - Spitzenmannschaft der Südwest-Oberliga - bei uns spielte, hatten wir über 4.000 Zuschauer.
Der 29. Juni 1952 wurde zum größten Tag in der Vereinsgeschichte. Die Jungmanenn von Husum 18 wurden Landesmeister. Nach Spiel- verlängerung gewannen sie knapp mit 6:5 gegen den TSV Heiligenhafen. Dieses Spiel wurde in Kiel vor dem Amateurländerspiel Deutschland - Schweiz vor 30.000 Zuschauern ausgetragen. Husum empfing die siegreiche Jungmannen-Mannschaft vor dem Rathaus. Auf der Rathaustreppe hatten sich der Bürgervorsteher, der Bürgermeister und die Mitglieder des Magistrats zur Begrüßung eingefunden. Eine nach Hunderten zählende Menschenmenge erwartete die Ankunft der Spieler. Bürgervorstener Laubach beglückwünschte die Mannschaft, und der Mannschaftsführer Peter Römer Peters dankte allen für den ehrenden Empfang.
Unsere erste Mannschaft wurde in der Spielrunde 1952/53 Bezirksmeister. 500, Schlachtenbummler begleiteten unsere Manschaft zum letzten Spiel nach Satrup. Dieses Spiel wurde zwar gewonnen, aber in der Aufstiegsrunde hatte Husum 18 kein Glück und verblieb somit in der Bezirksliga.
Leider mußten wir unseren Tribünensportplatz am Marienhofweg im in Jahre 1955 aufgeben. Mit der Einweihung des Friesenstadions in den Mausebergen übernahmen die belden Husumer Fußballvereine Frisia und Husum 18 ihre neuen Plätze. Es war zwar eine herrliche Anlage, aber die Zuschauer nahmen das neue Stadion nur zögernd an. Gegenüber dem Marienhofweg hatten wir doch bei gleicher Leistung weniger Zuschauer. 1957 erolgte der Bau der Tribüne auf dem Frisia-Platz. Unser Vorschlag, die Tribüne auf dem Mittelrücken zu bauen, um den Windschutz nach Westen zu haben, fand keine Zustimmung im Bauausschuß. Das Gesamtbild sollte laut Baurat Petter erhalten bleiben. Bremer, Vorsitzender von Frisia, war Bauausschußvorsitzender. Und so kam es, daß Husum 18 eine gemeinsame Nutzung des Hauptplatzes ablehnte, und beide Vereine je einen Platz in eigener Regie erhielten.
Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre ging es mit unserer Liga auf und ab. Knapp wurden die Aufstiegspiele zur Landesliga verfehlt. Erst 1964/65 schaffte die Mannschaft den Aufstieg in die Landesliga, um im nächsten Jahr wieder abzusteiegen. 1967/68 wurde aber postwendend wieder der Aufstieg in die damalige Verbandsliga geschafft.
Viele Freundschaftsspiele mit namhaften Vereinen wurden durchgeführt.
1958 fuhr unsere Jungmannschaft mit Dr. Kraatz zur Weltmeisterschaft nach Schweden. Für unsere Jugend war diese Fahrt ein so einmaliges und unvergeßliches Erlebnis. Eine zweite große Fahrt brachte unsere Fußballer und Tischtennisspieler im Mai 1965 nach Grenoble in Südfrankreich. Ein umfangreiches Programm - inklusive eines Ausfluges auf den Mont Blanc - war nach zweijähriger Vorbereitung, zusammen mit dem Deutsch-französischem Jugendwerk und mit Hilfe des Lion-Clubs in GrenobIe erstellt worden. Über unseren Aufenthalt und die sportlichen Ereignisse wurde in den französiscb Zeitungen ausführlich berichtet.
Im Juli 1957 konnte unserer damalige Vorsitzender Karl Krieger auf Grund eines einstimmigen Beschlusses der Generalversammlung Herrn Johannes Thordsen die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied in Wohlerts-Gaststätte aushändigen. Mit der gleichzeitigen Verleihung der goldenen Ehrennadel würdigten Karl Krieger und Dr. Mau die Verdienste von Johannes Thordsen für Husum 18.
Dr. Mau hatte 1953 den Förderkreis von Husum 18 gegründet. Auch dieser Förderkreis hat sich große Verdienste um Husum 18s-Jugend erworben.
Weitere Abteilungen wie die Badminton-Abteilung und die Kegelabteilung wurden aus der Taufe gehoben. Während die Badmlimton-Abteilung später wieder aufgegeben wurde, ist die Kegelabteilung zu einer unserer größten Abteilungen angewachsen. Die einzelnen Damen- und Herren-Mannschaften spielen fast in allen Landesklassen. Der größte Erfolg war aber der Aufstieg der Damenmannschaft in die Bundesliga.
Unsere Gymnastikabteilung unter Leitung von Frau Neumann und Frau Reckstadt ist eine Abteilung, die problemlos läuft und uns viel Freude bereitet.
Während wir 1964 schon einmal eine Schwimmabteilung gründeten, wurde diese 1974 mit dem Bau der Husumer Schwimmhalle wieder aktivert. Zusammen mit dem TSV von Husum 1875 betreiben wir seitdem eine Schwimmgemeinschaft, die sich gut bewährt hat.
Verstetigt hat sich auch der Damenfußball bei Husum 18, der die Frauen-Landesliga mit begründet hat und ihr seither angehört.
Einmalig in der Vereinsgeschichte ist die Herausgabe unserer Vereinsnachrichten. Die erste Ausgabe erschien im Mai 1952. Herausgeber war Kurt Klawitter. Es war nicht immer einfach für die Pressewarte, die nach seinem Tode die Vereins-Nachrichten weiter herrausbrachten. Fehlt es doch überall an Mitarbeit und Unterstützung.
Im Friesenstadion konnten wir 1979 die Einweihung unseres Jugendheimes vornehmen. Langjährige Verhandlungen waren erforderlich, bis wir im Juli 1978 den Grundstein legen konnten. Unser Mitglied Dipl. Ing. Eckhard Reckstadt übernahm von unserer Seite aus die Bauleitung. Mit dem Jugendheim haben wir im Friesenstadion endgültig ein Zuhause gefunden.
Wenn auch der zweite Platz auf der ehemaligen Mülldeponie durch die weit im Westen liegende Brücke schlecht zu erreichen ist, so müssen wir uns doch mit dieser Notlösung zufrieden geben. Vielleicht wird die Bahnstrecke noch mal stillgelegt, daß man dort eine bessere Lösung findet.
Gerne denken wir auch zurück an die Zeiten, in denen wir Bundesliga-Mannschaften im Friesenstadion begrüßen konnten: St. Pauli, Bochum, Schalke 04 und im August 1975 der Hamburger Sportverein waren unsere Gäste. Die Spiele wurden zum Teil nur knapp verloren und beim HSV hatten wir 6.500 Zuschauer im Friesenstadion.
Mit unserer Liga spielten wir bis 1981 in der Landesliga Nord. Nach verschiedenen Anläufen wurde der Aufstieg bis heute nicht wieder geschafft. Aber wir haben genügend Anhänger, die Kritik üben und es besser wissen. Nur mitarbeiten will keiner. Wir müssen unsere jungen Spieler unterstützen, wie es unser Fußballobmann Fide Nielsen im letzten Stadion-Echo geschrieben hat. Nicht nur Kritik am Verein, Mannschaft und Trainer üben, sondern die Mannschaft anfeuern und aufmuntern und auch mal nach dem Spiel ins Jugendheim gehen und mit den Spielern sprechen. Gerade unsere jungen Spieler, von denen sehr viele von unteren Mannschaften zum Ligakader gestoßen sind, müssen das Gefühl haben, daß wir alle geschlossen zu ihnen halten.
Mit diesen Worten unseres Ligaobmanns Fite Nielsen möchte ich meinen Rückblick beenden und hoffe, daß ich Ihnen einen kleinen Einblick in die Geschichte von Husum 18 geben konnte. |